Mindset oder Kompetenz?

Bild: Pixabay

Gerade war ich in einem Workshop, in dem es um kontinuierliche Verbesserung ging. Hier wurde die Ansicht vertreten, dass dafür Offenheit wichtiger wäre als Fachkompetenz. Stimmt das?

Auf dem Weg, die eigene Vorstellung und Handlung in Einklang zu bringen, ist diese Fragestellung ein wichtiger Puzzlestein.

Am Anfang bedarf es aber der akademischen Klärung von Begrifflichkeiten – fangen wir also mit dem Kompetenzbegriff an:

Was ist Kompetenz?

Definition: "Kompetenz"
Unter Kompetenz wird in der breiteren Bildungsdiskussion allgemein die Verbindung von Wissen und Können in der Bewältigung von Handlungsanforderungen verstanden. Als kompetent gelten Personen, die auf der Grundlage von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aktuell gefordertes Handeln neu generieren können. Insbesondere die Bewältigung von Anforderungen und Situationen, die im besonderen Maße ein nicht routinemäßiges Handeln und Problemlösen erfordern, wird mit dem Kompetenzkonzept hervorgehoben.
- bbib Bundesinstitut für Berufsbildung -

Okay, das bedeutet schon einmal, dass Wissen und Können notwendig sind, um neue, bisher nicht dagewesene Herausforderungen zu meistern. Es bedeutet aber auch, dass Kompetenz mehr sein muss als reines Wissen und Können, nämlich deren Verbindung zur Lösung von neuen Herausforderungen.

Nun gibt es in der Literatur unterschiedlichste Modelle, die für den jeweiligen Anwendungsfall beschreiben, was notwendig ist, um im jeweiligen Umfeld handlungssicher die Herausforderungen meistern zu können.

An der TU-Dortmund findet ein Kompetenzmodell Anwendung, welches den Kompetenzbegriff in vier sogenannte Basiskompetenzen unterteilt. Eine dieser Basiskompetenz ist die Fachkompetenz. Hier wird das fachliche Wissen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten verortet und ist somit Bestandteil des Kompetenzbegriffs.

Darüber hinaus werden neben den Basiskompetenzen aber noch sogenannte volitionale Elemente angeführt, die ebenfalls Bestandteil von Kompetenz sind.

Was ist Volition?

Definition: Volition
Unter Volition versteht man durch Willenskraft gesteuerte Fähigkeiten, die notwendig sind, um Motive und Ziele in Ergebnisse umzusetzen. Dazu ist die Überwindung verschiedener interner und externer Widerstände wie zum Beispiel Unlustgefühlen, Ängsten, Ablenkungen oder Ziellosigkeit notwendig. 
- Prof. Dr. W. Pelz -

Was bedeutet denn nun Offenheit?

Im o.g. Kompetenzmodell des Industriellen Projektmanagements wird Offenheit als ein notwendiges volitionales Element aufgeführt.

Definition: "Offenheit"
Offenheit [engl. openness], [PER], syn. Offenheit für Erfahrungen. [...] Hohe Ausprägungen sind gekennzeichnet durch intellektuelle Neugier, Flexibilität, Unkonventionalität, Gefühl für Kunst, Kreativität und liberale polit. Einstellungen; niedrige Ausprägungen durch Konventionalität, Dogmatismus, Ethnozentrismus, Vorurteile und Konformität (autoritäre Persönlichkeit, Kosmopolitismus). Die jew. Unterfaktoren sind nur mäßig miteinander korreliert. Offenheit korreliert mit Intelligenz.
- Dorsch Lexikon der Psychologie - 

Resümee

Soweit die Definitionen und deren Einordnung. Was bedeutet das nun für unsere Ausgangsfrage? Nun eigentlich recht einfach: Der richtige „Mindset“ ist integrativer Bestandteil von Kompetenz. Hier gilt also nicht: „Entweder, oder“ sondern nur „und.“ Ohne Offenheit als Bestandteil von Kompetenz ist Problemlösung nicht möglich.

Wird der Begriff Fachkompetenz als Basiskompetenz (fachliches Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten) verstanden, wie er definiert ist, dann ist diese Fachkompetenz erlernbar und nicht Voraussetzung für Veränderungen. Fachkompetenz hilft lediglich bei der Geschwindigkeit von Veränderungen.

Ausblick

Ob Offenheit „erlernbar“ ist, bleibt bei dieser Betrachtung unberücksichtigt. Hier spielen die Neuroplastizität des Gehirns und die Methodiken der Persönlichkeitsentwicklung eine Rolle. Da Offenheit mit der Intelligenz zu korrelieren scheint, liegt die Vermutung nahe, dass auch die Offenheit durchaus erlernbar oder zumindest erweiterbar ist.

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